Albin Enders, Selbstbildnis 1922 Albin Enders, Selbstbildnis 1925 Albin Enders, zum 70. Geburtstag 1939 Deutscher Maler geb. 11. Juli 1869 in Meßbach gest. 8. Nov. 1946 in Weischlitz Albin Enders 70 Jahre. Aus meinem Lebenslauf und Lebenswerk.Die Ahnenforschung hat ergeben, daß meine Vorfahren mütterlicherseits Müller und väterlicherseits Bauern und Schmiede waren. Direktor Dr. Falk vom Stadtarchiv Plauen schrieb mir zur Ergänzung folgendes: . . . Die Forschung in Altensalz hat einen sehr schönen Stamm noch gegeben, der bis zum Ende der Kirchenbücher zurückreicht. Ein Zusammenhang mit den Vorfahren des Dichters Julius Mosen besteht. Dessen Vorfahrenstamm Enders sitzt in Altensalz - Thoßfell. Der Ahn 18 für Julius Mosen (George Enders) ist der Bruder Ihres Ahnen Christov Enders (geb. 1654, gest. 1684). . . . Als siebentes Kind des Bauern Wilhelm Enders, wurde ich am 11. Juli 1869 im Dörfchen Meßbach bei Plauen i. V. geboren. Ich hatte das große Glück, unmittelbar am Busen der Natur emporwachsen und von kindauf an allen Freuden und Leiden bäuerlichen Lebens teilnehmen zu können. Meiner guten körperlichen Entwicklung und der Einsicht der Schulbehörde verdanke ich es, daß ich trotz der schlechten Geburtszeit Ostern 1875 zur Schule kam. Louis Riedel, der bekannte Vogtlanddichter, war mein Lehrer alle Schuljahre hindurch. Er war es auch, der mir Sonderaufgaben im Zeichnen stellte und die Wege ebnete zum Eintritt in die damalige Musterzeichenschule, genannt "Kunstgewerbliche Fachzeichenschule in Plauen i. V." Zuerst war ich ein schlechter Schüler, der im Kampf mit dem glatten Strich nicht zurecht kommen konnte, weil mein starkes impulsives Gefühlsleben mehr nach plastischer Gestaltung drängte, das sich dann beim Beginn des Naturzeichnens erfolgreich durchsetzte. Von Ostern 1884 bis Michaelis 1889 war ich Schüler obengenannter Anstalt, die ich dann mit dem Zeugnis "vorzüglich" verließ, um einer 2jähr. Militärdienstzeit in Dresden zu genügen. Mit dem Rücktritt ins Bürgerleben nahm ich eine Stelle in einer großen Luxuspapierfabrik als Maler von feinen chromolithografischen Karten, die hauptsächlich nach England gingen, an. Eine Tätigkeit, die mich nicht recht befriedigte und von der ich mich nach 2 Jahren frei machte, was eine entscheidende Wendung für mich bedeutete. Ich malte auf inneres Drängen hin fortan kleine Landschaften nach der Natur und kam dabei weit im Lande umher, so auch nach der Kunstzentrale München, wo ich mich am Abendaktzeichnen einer Privatschule beteiligte, um mich im Zeichnen zu vervollkommnen. Im Sommer 1897 trat ich auf Drängen meines alten Lehrers, Hofrat Hofmann, des Leiters der Kunstschule vor die Oeffentlichkeit, warme Anerkennung, pekuniärer Erfolg und die Freundschaft des bekannten Kunstliebhabers und Förderers Prof. Dr. Robert Wirth war das Resultat dieser Ausstellung. Als treuer Berater und väterlicher Freund fuhr Dr. Robert Wirth Anfang des Jahres 1899 (Anm. wohl 1898) persönlich mit mir nach Karlsruhe, machte mich bekannt mit Prof. Schönleber, der mich im folgenden Frühjahr zu seinem Studienaufenthalt in Besigheim a. Neckar einlud. Ich lernte in Besigheim ein romantisches, mittelalterliches Städtchen, in Prof. Schönleber einen mit ergötzlich trockenem Humor und außergewöhnlich starkem maltechnischem Können begabten, deutschen Landschaftsmaler und in seinen Schülern treue, mitstrebende Kameraden kennen. Im Herbst des Jahres 1899 (Anm. wohl 1898) bezog ich dann endgültig die Akademie zu Karlsruhe und zeichnete unter Prof. Pötzelberger. Als später eine Anzahl Professoren unter Führung des Grafen Kalckreuth an die Akademie nach Stuttgart übersiedelten, folgte ich diesen und malte dort unter Prof. Carlos Grethe. Nach Abschluß meiner akademischen Studien ging ich in die Heimat zurück und blieb ihr treu bis heute. Mein Schaffenskreis umfaßt in der Hauptsache die vogtländische Landschaft, doch nicht so, daß ich ausschließlich darauf eingestellt wäre, für Spezialisierung habe ich kein Interesse. Ich male alles, was sich dem Auge malerisch darbietet. Auch in den Techniken bevorzuge ich keine, ich male ebenso gern in Oel wie in Tempera und Aquarell. Zeichnungen und Radierungen schließen sich an. Bilder, Zeichnungen und Radierungen von mir besitzen die Stadtverwaltungen Plauen und Aue, sowie die Amtshauptmannschaften Plauen, Oelsnitz und Auerbach. In Privathänden sind meine Bilder über ganz Deutschland verstreut. Bei früheren Ausstellungen in Dresden, Berlin, Hamburg, Leipzig, Karlsruhe, Stuttgart usw. hat manches Bild seinen Käufer gefunden. Ein Bild "Frühling am Dornbusch" wanderte sogar vom Dresdner Kunstverein nach Buenos-Aires. Ein gebürtiger Deutscher, der zu Besuch in Deutschland weilte, hat es sich als Heimaterinnerung erkoren. Ohne prahlen zu wollen, kann ich mit gutem Gewissen sagen, daß sich meine Bildkäufer meist weit über den Bildungsdurchschnitt erheben. Neben Prof. Wirth war es der während der Kriegsjahre in Plauen amtierende Amtshauptmann Geheimrat Dr. Maximilian Mehnert, der volles Verständnis für meine Kunst zeigte und sich warm für mich einsetzte. Er mochte das starke Agrarierblut in mir schätzen, denn er selbst war ein schollenkundiger Heimatmensch mit treudeutscher Gesinnung und hohen Persönlichkeitswerten. Warmer Wertschätzung erfreute sich meine Kunst auch bei dem feinsinnigen Kunstkritiker Prof. Dr. August Beringer in Mannheim, dem Freund und Nachlaßwalters Hans Thomas. Das Thoma-Archiv in Karlsruhe, die Herausgabe unvergänglich wertvoller Bücher, eine Fülle bedeutsamer Aufsätze über deutsche Kunst, verdanken wir diesem, rastlos im Dienst unseres deutschen Volkes arbeitenden Manne. Prof. Beringer wurde anläßlich seines 75. Geburtstages am 27. Januar 1937 in Anerkennung seiner Verdienste wieder viele Ehrungen zuteil. Der genialen Bodenständigkeit des Heimatkünstlers ist es vorbehalten, daß in seinen Werken Eigenart und Schönheit der Heimat ergreifend zum Ausdruck kommen und Heimatliebe und Treue, Heimatstolz im Herzen des empfänglichen Beschauers geweckt werden. Solche Bodenständigkeit hat es nicht nötig, ängstlich Umschau zu halten nach neuen, verblüffenden Malmoden oder sonstigen Effekthaschereien, sie hat ihren eigenen Stil. In treuer Naturverbundenheit und im Drange einer inneren Notwendigkeit geht sie unbeirrt ihre eigenen Wege, beseelt nur von dem einen brennenden Wunsche: dem Volk zu geben, was des Volkes ist, ihm in höherer verklärter Gestalt sein eigenes Wesen wieder zu schenken, an dem es sich stärken, freuen, läutern und erbauen kann. Der Heimatkünstler muß es schon verstehen, sich der Natur unterzuordnen, wenn sie sich in Zwiesprache seinen lauschenden Sinnen offenbaren soll. Je inniger und aufrichtiger die Hingabe, desto eher und schöner fängt es in seinem Inneren an zu singen und zu klingen, desto klarer und überzeugender formt sich der Pinselstrich zu ausdrucksstarkem Leben auf der Malfläche. Die objektive Individualisierungskraft bestimmt die geistigen und seelischen Ausmaße eines Talentes. Unvergängliche Werte sind ihr Erfolg und ihr Geheimnis. Künstler zu sein ist ein ewiger Kampf, die Behauptung eines von innen her gesegneten Sonderwesens in einer gleichgültigen, ja oft feindseligen Umwelt. Die Stadt Plauen ehrt Albin Enders und sein Werk indem sie eine Straße nach ihm benannte. Quellen: Albin Enders 70 Jahre. Aus meinem Lebenslauf und Lebenswerk. In: Frisch auf! Heimat- und Wanderzeitschrift des Vogtlandes. 14. Jg, Nr. 3, Plauen, Juni 1939, S. 10-12. |